Folge 8: Forstwirt in Bayern

Shownotes

Unsere Forstwirtin Antonia verrät, warum man als Forstwirt nicht nur Muskelkraft, sondern auch Köpfchen braucht – und wie spannend es ist, wenn man im Team dafür sorgt, dass Bayerns Wälder gesund bleiben und auch in Zukunft Schatten spenden, Holz liefern und Abenteuer versprechen.

Ob Naturfreund, Technikbegeisterte oder Outdoor-Fan: Wer als Forstwirt arbeitet, gestaltet den Wald und damit auch den Lebensraum für Pflanzen und Tiere aktiv mit – und bekommt dafür den wohl schönsten Arbeitsplatz der Welt. Hör rein und erfahre, warum der Beruf des Forstwirts in Bayern ein echtes Abenteuer mit Verantwortung ist!

Das Gespräch führt Heike Zeller.

Unser Gast: Antonia Hegele

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Weitere Infos und Links: https://www.stmelf.bayern.de/bildung/agrarbereich/forstwirt-forstwirtin/index.html https://www.waldbauernschule.bayern.de/129185/index.php

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Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen

Folge 08:

Forstwirt in Bayern – Arbeiten im Herzen des Waldes

Moderation: Heike ZellerGast: Antonia Hegele

Dauer: 25 Minuten

Transkript

Antonia Hegele:

Ich bin gerne im Wald, weil da bin ich frei. Da klappe ich einfach meinen Gehörschutz runter und dann ist Ruhe. Dann bin ich einfach für mich selber und die Arbeit entspannt dann auch.

Intro:

Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen.

Heike Zeller:

Herzlich willkommen zu unserem Podcast aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Ich klopfe jetzt mal auf Holz, ich hoffe, dass wir beide hier im Gespräch von Hölzchen auf Stöckchen kommen und wir uns nicht wie die Axt im Walde aufführen und wir den Wald trotz und wegen lauter Bäumen auch sehen.

Ihr ahnt wahrscheinlich schon ein bisschen, worum es heute gehen wird und ich habe mir dafür auch eine absolute Fachfrau eingeladen hier an den Tisch.

Ein zweiter Gast wäre auch noch dabei gewesen. Es gehen Grüße raus an Franklin Kratzer, der leider spontan verhindert war. Tut uns leid, aber jetzt machen wir in geballter Frauenpower weiter.Ich bin Heike Zeller und hier schon mal der Hinweis an die, die uns nur zuhören auf den Podcastportalen der Welt: Ihr könnt uns auch anschauen auf dem YouTube-Kanal „Land.Schafft.Bayern“, denn es gibt hier auch etwas zu sehen. Unsere Gäste bringen immer Gegenstände mit, die ihren Beruf repräsentieren.

So, jetzt komme ich zu dir: Wer bist du, was machst du und was hast du uns hier mitgebracht?

Antonia Hegele:

Ich bin die Antonia Hegele. Ich habe eine Lehre zur Forstwirtin gemacht, bin jetzt Forstwirtschaftsmeisterin und arbeite bei den Bayerischen Staatsforsten am Forstbetrieb Zusmarshausen. Ich habe euch eine Messkluppe mitgebracht. Mit der können wir den Durchmesser eines Baumes bis 50cm bestimmen. Für stärkere Bäume gibt es größere Kluppen.Als zweiten Gegenstand habe ich ein Forstmaßband mitgebracht. Das kann man ausziehen bis auf 15 Meter. Und wenn ich auf 15 Meter draußen stehe, ziehe ich an und es rollt sich selbst auf und ist wieder bei mir. Dann kann ich es für die nächste Fixlänge einhängen.Heike Zeller:

Das finde ich witzig. Das schaut ein bisschen so aus wie die Meterbänder, die man von den Bundesjugendspielen kennt.Und das andere schaut aus wie so eine Klemme, die man wo dranmacht, wenn man etwas heben muss.Antonia Hegele:Genau, das sind die zwei Kluppschenkel und die spannt man an den Baum.Heike Zeller:Du hast gesagt bis 50cm Durchmesser. Wie alt ist ein Baum mit 50cm Durchmesser?Antonia Hegele:Bei einer Fichte werden es ca. 50 Jahre sein, würde ich sagen.Bei uns in Bayern sind die Fichten eigentlich ziemlich wuchskräftig und knapp einen Zentimeter schafft eine Fichte im Jahr – vielleicht ist sie aber auch schon etwas älter…Heike Zeller:„Wuchskräftig“ finde ich schon ein tolles Wort. Wir haben im Vorgespräch auch schon viele tolle Wörter gehört, ich habe mal ein bisschen was mitgeschrieben. Auch für den Beruf – du hast gesagt, du bist Forstwirtin. Es gibt noch Försterin, Waldbauer, Holzknecht, Holzmacher, Holzhauer, Waldarbeiter… Antonia, klär‘ uns auf!Antonia Hegele:In Bayern gibt es verschiedene Regionen, z. B. in der Laubau bei Ruhpolding sagen alle, sie sind Holzknecht. Bei uns daheim sagt man eher Holzhauer, Holzarbeiter oder Waldarbeiter. Die genaue Berufsbezeichnung ist Waldarbeiter oder Forstwirt. Ein Forstwirt macht eine dreijährige Lehre und ist dann Geselle. Und ein Förster studiert und macht ein ganz normales Studium.Heike Zeller:Jetzt weiß ich von deinem Werdegang, dass du nicht nur Forstwirtgesellin bist, sondern…?Antonia Hegele:Ich habe dann drei Jahre Berufserfahrung gesammelt und mich dann weiterqualifiziert zur Forstwirtschaftsmeisterin – die erste in Bayern.Heike Zeller:Yes! Das haben wir noch gar nicht gewusst. Super. Wann warst du damit fertig?Antonia Hegele:Im Januar 2021 hat die Ausbildung begonnen in Lohr am Main und war dann im September/Oktober fertig.Heike Zeller:Was hast du dann gemacht?Antonia Hegele:Ich war durchgehend bei den Bayerischen Staatsforsten beschäftigt und war dann weiterhin noch als Forstwirtin beschäftigt, weil noch keine Meisterstelle frei war.Letztes Jahr habe ich eine Meisterstelle bekommen bei mir zuhause am Forstbetrieb und bin jetzt Forstwirtschaftsmeisterin in der Einsatzleitung.Das kann man nochmal differenzieren. Bei den Bayerischen Staatsforsten kann man sich entweder für den Schwerpunkt Ausbildung oder den Schwerpunkt Einsatzleitung entscheiden.In der Einsatzleitung leitet man alle Einsätze in der Holzernte mit den externen Unternehmern. Wenn man sich für den Schwerpunkt Ausbildung entscheidet, dann bekommt man jedes Jahr drei neue Lehrlinge dazu und bildet neue Forstwirte aus.Heike Zeller:Also, wenn ich Meisterin bin, kann ich mich entweder für den Zweig der Ausbildung entscheiden oder ich mache mit forstlicher Arbeit weiter. Antonia Hegele:Genau.Heike Zeller:Was braucht man denn für Voraussetzungen, um Forstwirtin zu werden?Antonia Hegele:Man sollte gerne draußen in der Natur sein, weil man wirklich jeden Tag draußen ist.Man sollte körperlich fit sein und vielleicht nicht zu zimperlich, weil man sich schon das ein oder andere Mal anstößt und einen blauen Fleck bekommt.Im Sommer: Ich sage nur Mückenplage im letzten Jahr. Es wäre von Vorteil, wenn man kein Problem mit Insekten hat und nicht zu zimperlich ist.Heike Zeller:Das sind dann ganz gute Voraussetzungen dafür.Wir hatten schon die verschiedenen Fachrichtungen und Möglichkeiten. Ich glaube, es gibt auch noch einen Techniker, oder?Antonia Hegele:Genau, die Technikerausbildung kann man schon nach einem Berufserfahrungsjahr machen. Die Technikerausbildung dauert zwei Jahre. Da ist auch der Jagdschein mit dabei – den muss man da mitmachen. Den Jagdschein muss man in der Lehre noch nicht machen und auch nicht als Forstwirtschaftsmeister.Aber als Förster und als Techniker muss man den Jagdschein machen.Heike Zeller:Interessant. Und es gibt noch den Forstmaschinenführer, habe ich gelesen.Antonia Hegele:Genau, Forstmaschinenführer ist man in Bayern einfach, wenn man eine Maschine fahren kann und sich das zutraut. In anderen Bundesländern gibt es dafür spezielle Schulungen, eben nochmal wie eine Ausbildung. Von Berlin weiß ich das; da war ich in der Lehre einmal auf Exkursion. Die haben dort an ihrem Stützpunkt einen Simulator, wo man ein Jahr lang explizit lernt, wie man die Forstmaschine richtig führt.Heike Zeller:Es ist ja oft der Fall, dass Landwirte oft zu ihrem Hof noch einen gewissen Waldanteil haben. Die machen auch Kurse, wie z. B. Motorsägenkurse, Rückewagenkurse, Seilwindenkurse. Gibt es da noch andere und wer macht das?Antonia Hegele:Beispielsweise der Motorsägenkurs ist vorgeschrieben von der Berufsgenossenschaft, damit man in seinem eigenen Wald sicher arbeiten kann. Den kann man an der Bayerischen Waldbauernschule oder bei den örtlichen Forstbetriebsgemeinschaften machen. Die Waldbauernschule bietet auch andere Kurse an, wie Seilwinden-, Rückewagenkurse oder z. B. Seilklettertechnikkurse. Das kann man alles freiwillig machen, einfach um sicher zu arbeiten und sich sicherer zu fühlen und es richtig macht.Heike Zeller:Also zur weiteren Fortbildung und Sicherheit.Antonia Hegele:Genau.Heike Zeller:Jetzt hattest du auch noch eine ganz außergewöhnliche Station in deiner bisherigen Laufbahn. Magst du darüber auch noch etwas erzählen?Antonia Hegele:Ja, ich war zwei Jahre lang die Repräsentantin der bayerischen Waldbesitzer und Wälder, d. h. ich war bayerische Waldkönigin. Das war wirklich eine Erfahrung, weil als Normalo kommt man nicht auf einen Empfang der bayerischen Landwirtschaftsministerin zum Waldabendessen zum Beispiel. Das war bei Ministerpräsident Söder im Kuppelsaal (der Staatskanzlei). Da waren die großen Waldbesitzer und der Ausschuss des Bayerischen Waldbesitzerverbands eingeladen. Da gab es ein tolles Abendessen mit Drei-Gänge-Menü – sehr interessant.Oder auch der Landtagsempfang bei Ilse Aigner; das erlebt man sonst auch nicht. Heike Zeller:Also man kommt dann in ganz neue Bereiche, die man sonst als Forstwirtin wahrscheinlich nicht gesehen hätte. Super.Wie schaut denn ein typischer Tag bei dir aus?Antonia Hegele:Ein typischer Tag als Forstwirt: In der Wintersaison ist die Hauptarbeit die Holzernte, das heißt, wir schlagen Bäume um, damit der Markt Holz für den Verkauf bekommt.Da gibt es keine vorgegebene Menge, sondern man macht es so, wie man sicher arbeiten kann und sich selbst nicht gefährdet. Im Frühjahr geht es dann ins Pflanzen über – was wir im Winter gefällt haben, forsten wir da wieder auf. Und im Sommer/Herbst geht es um die Jugendpflege. Da sind die Bäume so groß wie wir selbst. Wir stellen die frei, damit jeder Baum vier Quadratmeter hat, also alle zwei Meter ein Baum.Heike Zeller:Das heißt, man kann sich neben den Baum legen, dann ist das auch der Abstand sozusagen.Antonia Hegele:Genau. Im Herbst haben wir noch eine Besonderheit, da bereiten wir die Drückjagdböcke vor. Bei uns sind im Winter viele Jagden angesetzt und dafür müssen wir die Jagdeinrichtungen kontrollieren, reparieren und neue bauen und aufstellen, vielleicht auch noch ein bisschen Gebüsch wegschneiden, damit die Schussschneisen frei sind.Heike Zeller:Heißt das jetzt Hochsitz? Oder was heißt das?Antonia Hegele:Da kann man auch Kanzel sagen, das ist wie ein geschlossenes Häuschen.Ein Drückjagdbock ist eher offen und man steht darauf. Man muss nicht sitzen, damit man das Wild dann verfolgen kann.Heike Zeller:Ach, noch nie gehört. Echt spannend. Hat dann dein Alltag als Auszubildende auch schon so ausgeschaut?Antonia Hegele:Als Auszubildende ist es ähnlich. Man trifft sich in der Früh am Forstbetrieb mit dem Meister. Der entscheidet, je nach Wetter, was man macht. In der Lehre macht man nicht jeden Tag das Gleiche. Man soll ja alles durchlaufen. Dann fährt man mit ihm und seinen Kollegen raus und geht eben auch ins Holz.Heike Zeller:Cool. Dann war das jetzt der Tag als Forstwirtin bzw. als Auszubildende, aber gibt es denn in der Ausbildung auch noch eine Berufsschule? Wie läuft das ab?Antonia Hegele:Die ersten drei Wochen der Lehre fährt man als Südbayer in die Laubau und lernt dort die Motorsägentechniken und den Umgang mit der Motorsäge. Das ist quasi wie der zweitägige Kurs an der Waldbauernschule in drei Wochen, wo man einfach schon mal das grundlegende Know-how lernt.Heike Zeller:Geht man dann immer wieder für mehrere Wochen in die Schule?Antonia Hegele:Blockschule hat man dann in Neunburg vorm Wald. Das sind im ersten Lehrjahr insgesamt zwölf Wochen, immer zwei oder drei Wochen am Stück.Im zweiten und dritten Lehrjahr sind es nochmal jeweils zehn Wochen. Diese Berufsschule mit Blockunterricht ist für alle Forstwirte gleich.Heike Zeller:Super. Ich habe ein paar Entweder-oder-Fragen für dich vorbereitet. Fangen wir an:Harvester oder Motorsäge?Antonia Hegele:Motorsäge.Heike Zeller:Elsbeere oder Douglasie?Antonia Hegele:Douglasie.Heike Zeller:Forst oder Büro?Antonia Hegele:Forst.Heike Zeller:Rotte oder Einzeleinsatz?Antonia Hegel:Rotte.Heike Zeller:Waldbaden oder Waldspaziergang?Antonia Hegele:Waldspaziergang.Heike Zeller:Sehr schön. Jetzt hast du dich vorhin total schnell für Douglasie entschieden. Ich hätte gedacht, du nimmst die Elsbeere.Antonia Hegele:Nein, ich habe die Douglasie genommen. Aktuell ist die Fichte unser „Brotbaum“. Die Fichte ist ein Nadelbaum und viel mehr einsetzbar, weil sie leicht ist und gute Eigenschaften als Bauholz hat. Wir hoffen, dass das die Douglasie irgendwann auch kann und als Bauholz richtig eingesetzt werden kann.Bei der Elsbeere ist es eher schwierig, weil sie ein Laubbaum ist. Ein Laubbaum verästelt sich viel mehr, gibt nicht unbedingt einen geraden Stamm und braucht zudem auch viel Platz, um einzeln zu überleben.Heike Zeller:Das finde ich spannend, weil ich von außen immer höre, wir müssen den Wald umbauen mit anderen Arten aufgrund des Klimawandels. Und dann kommen die ganzen Arten, die ich noch nie gehört habe, wie Hainbuche, Winterlinde, Flaumeiche oder Orientbuche… Antonia Hegele:Es ist auf jeden Fall wichtig, dass wir nicht nur auf einen Baum setzen. Die Fichte ist eben jetzt als Monokultur gepflanzt und man sieht ja, Monokulturen sind anfällig für Borkenkäfer, Wind etc. Wir sollten jetzt also auch nicht nur die Douglasie anpflanzen, sondern mischen mit Tannen, Lärchen. Die Lärche finde ich auch einen wichtigen Baum bei uns. Er ist heimisch und auch relativ trockenheitsresistent. Die Mischung soll einfach da sein, damit man, wenn eine Baumart ausfällt, noch andere Baumarten auf der Fläche hat. Die Devise ist: zehn Baumarten auf der Fläche, damit, wenn eine ausfällt, noch neun andere da sind.Wenn man einen Hektar Wald hat – das ist keine große Fläche – dann kann man sich seinen Wald selbst so gestalten, wie man möchte.Laubbäume soll man in sich selbst pflanzen, weil sie sich dann selbst reinigen, also die Äste wegfallen. Und bei Nadelhölzern kann man auch mal die Wertastung anwenden, wo man die Äste manuell entfernt, damit der Baum ohne Äste in die Dicke wächst.Heike Zeller:Ich habe auch noch das Wort „Rotte“ benutzt. Das hast du mir im Vorgespräch schon beigebracht. Kannst du uns das auch noch erklären?Antonia Hegele:Also, es ist nicht die Wildschweinrotte, sondern es sind damit die Kollegen gemeint. Man ist immer zu dritt oder zu viert unterwegs. Das heißt, wenn ein Unfall passiert, bleibt einer beim Verletzten und einer fährt zum Rettungstreffpunkt. Im besten Fall ist man zu viert, dann bleiben zwei beim Verletzten. Heike Zeller:Ich habe vorhin auch Einzeleinsatz gesagt, gibt es so etwas überhaupt?Antonia Hegele:Ja, das gibt es, wenn Kollegen krank sind oder in Elternzeit oder Urlaub. Dann muss derjenige, der alleine da ist, eben eine leichte Arbeit machen, wie Pflanzen, Ausmähen oder Borkenkäfer suchen, auch ganz wichtig.Heike Zeller:Aber halt nicht unbedingt Bäume umschneiden.Antonia Hegele:Genau. Keine Motorsägenarbeit.Heike Zeller:Der Wald ist ja einerseits auch immer etwas verklärt, da passieren immer die tollen Sachen, viele Märchen spielen im Wald. Andererseits haben aber viele Leute gar keinen Bezug mehr zum Wald. Wie siehst du das zurzeit?Antonia Hegele:Also, ich fand die Coronazeit ziemlich krass. Da sind viel, viel mehr Leute in den Wald gegangen, als man sonst erwartet hat.Heike Zeller:Ja. Wir reden ja hier auch über Berufe und ich lese immer wieder, dass sich Leute fragen, welchen Sinn oder Zukunftsgewandtheit ihnen der Beruf bringt.Was kannst du da für deinen Beruf sagen?Antonia Hegele:Ich sehe in meinem Beruf, was ich selbst geschafft habe. Wie viele Kubikmeter Holz habe ich am Tag gemacht oder wie viele Bäume habe ich umgeschnitten? Oder wie viele Pflanzen habe ich am Tag neu gesetzt, wie viele Bäume wachsen wieder in die Zukunft? Ich gestalte den Wald so, wie ich ihn mir jetzt vorstelle und hoffe, dass er gesund und vital in die Zukunft wachsen kann und für unsere nächsten Generationen nachhaltig weiterbewirtschaftet werden kann.Heike Zeller:Das finde ich total spannend; auch wenn man immer über Enkeltauglichkeit und Nachhaltigkeit redet. Im Wald sieht man das voll gut.Spielt eigentlich auch das Thema der CO2-Speicherung eine Rolle in eurem Beruf?Antonia Hegele:Ja klar. Das Holz nimmt ja das CO2 auf und wenn wir den Baum wachsen lassen, nimmt er mehr auf. Aber irgendwann wächst der Baum nicht mehr und steht rum und dann muss ich wieder Platz für Neues machen. Ich nutze dann den Baum. Er wird verbaut, das CO2 bleibt ja gespeichert. Was nicht als Bauholz endet, endet dann vielleicht als Verpackung oder im Brennholzsortiment. Das CO2, das da wieder freigesetzt wird, ist im Verhältnis wenig und dafür kommt ja wieder ein neuer Baum, der wieder mehr CO2 aufnehmen kann.Heike Zeller:Das war mir noch gar bewusst, dass es einen Zeitpunkt gibt, an dem der Baum nicht mehr wächst und wo man sagen kann: „Jetzt ist’s gut!“Antonia Hegele:Er wächst nicht nicht mehr, aber nicht mehr so, dass er in Relation krasse Zuwächse macht.Heike Zeller:Ist das je nach Baumart und Standort unterschiedlich?Antonia Hegele:Genau, das ist unterschiedlich je nach Baumart und Standort. Im Gebirge wachsen Bäume z. B. generell langsamer. Bei uns in Mittelschwaben haben wir extrem gute Böden, gutes Wetter und noch relativ gute Wasserversorgung, da kann so eine Fichte schon einmal schneller wachsen.Heike Zeller:Spannend, wofür man die Bäume verschiedentlich nutzen kann. Richtung Möbel, Richtung Brennholz und die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten. Jetzt haben wir vorhin auch noch von den neuen Arten gesprochen, die wir aufgrund des Klimawandels brauchen. Wie verändern sich darauf bezogen die Verwendungszwecke?Antonia Hegele:Das kommt immer auf den Markt und die Nachfrage an, aber vielleicht müssen auch die Forschung und die Entwicklung weiterdenken, was wir aus dem vielen Laubholz machen können. Aktuell verwenden wir ja die Fichte im Bauholz. Laubholz ist tendenziell immer schwerer als Nadelholz und das ist ja fürs Bauen schwieriger.Heike Zeller:Dann verknüpft sich also ein ganz traditioneller Beruf mit ganz modernen Themen, oder?Antonia Hegele:Genau, das würde ich auch so sagen.Heike Zeller:Echt spannend. Ich habe noch einen Stichpunkt, den ich als moderne Entwicklung ansehe: Es gibt immer mehr Leute, denen zwar ein Wald gehört, die aber nicht wirklich wissen, was sie damit anfangen sollen, weil sie vielleicht gar nicht in der Landwirtschaft sind, den Wald geerbt haben usw. Also es sind ganz viele Leute, die auch nicht Forstworte sind, aber eben Wald besitzen. Antonia Hegele:Da wäre ihnen sehr zu empfehlen, dass sie sich Hilfe holen. Die bieten die Waldbesitzervereinigungen oder die Forstbetriebsgemeinschaften. Im Internet gibt es den „Förster-Finder“. Da kann man schauen, welcher Förster für einen zuständig ist und sich an diesen wenden. Der berät einen dann. Die Forstbetriebsgemeinschaft und die Waldbesitzervereinigung helfen einem, z. B. einen Unternehmer zu finden oder jemanden, der für einen das Holz umschneidet oder auch wieder neu anpflanzt.Heike Zeller:Da seid ihr als Forstwirtinnen und Forstwirte auch wieder total gefragt, oder?Antonia Hegele:Ja, das würde ich sagen.Heike Zeller:Kommen Leute eher aus traditionellen Umfeldern zu dem Beruf, also beispielsweise, dass die ganze Familie schon im Forstbereich tätig war? Oder eher Leute, die Natur und Umweltschutz im Kopf haben und etwas im Wald machen wollen?Antonia Hegele:Ich kann es nur von mir persönlich sagen. Wir hatten selbst Landwirtschaft, mein Opa hatte Waldbesitz, aber es war nicht so, dass ich viel im Wald dabei war, außer vielleicht mal beim Messen. Aber ich hatte vor meiner Lehre noch nie eine Motorsäge in der Hand gehabt. Mein Opa hat die Landwirtschaft auch bereits aufgegeben, als ich zehn Jahre alt war. Somit hatte ich auch nichts mehr damit zu tun.Unsere neuen Lehrlinge sind schon irgendwie verbunden mit Land- oder Forstwirtschaft. Jeder hat einen Brennholzhandel daheim oder fährt beim Nachbarn ein bisschen Bulldog.Heike Zeller:Da ist dann der Bezug schon da.Gibt es denn auch Punkte, die dich stören an deinem Beruf?Antonia Hegele:Ja. Besonders stören mich besserwissende und uneinsichtige Waldbesucher.Heike Zeller:Also, Leute, die da rumlaufen und dich doof anreden?Antonia Hegele:Genau, z. B. was uns einfällt, den ganzen Wald niederzuschlagen, was ja gar nicht stimmt, weil wir keine Kahlschläge machen. Wir entnehmen einen Baum, damit sich ein anderer besser entwickeln und stabiler werden kann.Heike Zeller:Das heißt, dann musst du mit denen argumentieren.Antonia Hegele:Ja genau. Und dann sind wir immer die „Baummörder“.Heike Zeller:OK, dann diskutierst du mit den Leuten herum, aber eigentlich habt ihr ja auch eine gesellschaftliche Aufgabe oder Funktion.Antonia Hegele:Genau, wir bewirtschaften unseren Wald nachhaltig. Wir ernten nicht mehr als nachwächst. Und unser Wald bietet so viele verschiedene Funktionen, von der Lawinenschutzfunktion, über Lärmschutz- und Erholungsfunktion…Heike Zeller:Und man sagt ja auch „Grüne Lunge“ zum Wald.Antonia Hegele:Also der Emissionsschutz ist ja beispielsweise, wenn der Wald zwischen der Autobahn und der Stadt ist. Dann fängt er die schlechte Luft auf und speichert das CO2. Und im Wald ist auch das Klima ganz anders. In einem geschlossenen Wald ist es immer kühler und schattiger als in der Stadt. In der Stadt kommt die direkte Sonne rein und es ist immer heiß und stickig.Heike Zeller:Ist das dann auch der Grund, warum du gerne im Wald bist?Antonia Hegele:Ja, ich bin gerne im Wald. Da bin ich frei. Ich habe nicht tausende von Leuten um mich herum. Für mich war es heute schon ein Horror, nach München reinzufahren. Überall Leute, überall Autos… Und im Wald klappe ich einfach meinen Gehörschutz herunter und dann ist Ruhe! Dann höre ich nichts mehr und bin einfach für mich selbst. Die Arbeit entspannt dann auch. Wenn man heimkommt und alle wieder auf einen einquasseln, ist das schon wieder Stress.Heike Zeller:Das finde ich schon mal einen guten Ansatz, dass die Arbeit entspannt.Ich habe noch ein kleines Sätze-vervollständigen-Spiel für dich. Ich fange an mit:Mein lustigstes Erlebnis in der Ausbildung war…Antonia Hegele:Meine Ausbildung erlebe ich eigentlich nur mit positiven Rückblicken. Besonders toll waren auch immer die Berufsschulabende. Wir haben Blockbeschulung, d. h. man ist zwei, drei Wochen in der Schule und man muss ja nicht immer lernen und kann abends auch mal ein bisschen Gaudi machen. Bei unserer überbetrieblichen Ausbildung am Stützpunkt in der Laubau waren wir auch immer eine geschlossene Gruppe. Da ist man auch immer zusammen und kann den Abend ausklingen lassen.Heike Zeller:Schön. Was war dein peinlichstes Erlebnis während der Ausbildung?Antonia Hegele:Da ich vor meiner Ausbildung noch nie mit einer Motorsäge gearbeitet hatte, war es für mich zu Beginn der Ausbildung ziemlich peinlich, dass ich nicht die Kraft hatte, die Motorsäge zu starten. Das sollte mir eigentlich nicht peinlich sein, weil man ja deswegen die Ausbildung macht, aber damals war es mir sehr peinlich.Heike Zeller:Forstwirtschaft ist für Quereinsteiger… Antonia Hegele:Forstwirtschaft kann man als Quereinsteiger machen. Man muss nachweisen, dass man fünf Jahre im Forst gearbeitet hat. Dann kann man auch noch die Abschlussprüfung machen. Auch wenn man selbst einen Wald hat und einem die Arbeit Freude macht, kann man einfach als Forstwirt arbeiten.Heike Zeller:Forstwirtschaft eignet sich für alle, die…Antonia Hegele:…die gerne in der Natur sind und sehen wollen, was sie am Tag geschafft haben.Heike Zeller:Der Grund für eine Ausbildung in der Forstwirtschaft ist…Antonia Hegele:Ich entscheide, welcher Baum in die Zukunft wachsen darf und ich hoffe, dass der einmal so schön wird, dass meine Nachfolger davon ein wertvolles Holz ernten können.Heike Zeller:Wo kann ich mich denn informieren, wenn ich Forstwirtin werden möchte?Antonia Hegele:Du kannst dich informieren bei der Bayerischen Walbauernschule oder bei verschiedenen Ausbildungsbetrieben, z. B. bei den Bayerischen Staatsforsten, das ist Bayerns größter Ausbildungsbetrieb. Oder auch bei Großprivatwald, Fugger, Stadt Augsburg, Fürst Wallerstein, Forstbetriebsgemeinschaft oder Waldbesitzervereinigung. Die können dir auch Tipps zur Ausbildung geben. Oder gleich in der Berufsschule Neunburg vorm Wald. Man kann auch noch ein Praktikum machen. Das geht an jedem bayerischen Staatsforstbetrieb, der ausbildet oder man macht privat ein Praktikum.Bei uns ist man beispielsweise eine Woche mit den Lehrlingen unterwegs und macht verschiedene Arbeiten. Man kriegt also einen guten Einblick in das Berufsfeld.Heike Zeller:Vielen Dank, Antonia. Vielen Dank für die Einblicke, die du uns gegeben hast. Ich lerne immer unglaublich viel dazu und denke mir: „Ach, der Beruf wäre vielleicht auch etwas für mich:“ Und wenn es euch da draußen genauso geht und ihr sagt: „Mensch, da haben wir in euren Wald so toll hineingerufen, dann soll es auch so zurückschallen.“ Überlegt doch mal, ob es eine Möglichkeit für euch wäre, Forstwirtin oder Forstwirt zu werden. Informiert euch. Wir packen auch noch Infos in die Shownotes. Auf der Website vom Ministerium könnt ihr auch etwas dazu finden. Ihr könnt unseren Podcast auch Leuten weiterleiten, von denen ihr denk, das wäre vielleicht auch für die etwas… Naturmenschen, die gerne draußen bzw. körperlich arbeiten usw. Wir verabschieden uns und sagen noch liebe Grüße aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.Outro:

Land.Schafft.Bayern – Der Podcast.Eine Produktion des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.

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