Folge 7: Milchwirtschaftliche Laboranten

Shownotes

Unsere Gäste nehmen dich mit hinter die Kulissen: Sie erklären, was und wie sie testen, kontrollieren und analysieren. Was steckt wirklich in deiner Butter, deiner Milch oder deinem Joghurt? Wie sorgt man für Qualität und Sicherheit?

Wir sprechen über den Ausbildungsalltag zwischen Milchtank und Mikroskop, den Umgang mit moderner Labortechnik und die große Verantwortung bei der Herstellung und Kontrolle von Milchprodukten.

Für alle, die Naturwissenschaften lieben, ein gutes Auge fürs Detail haben und sich für Hygiene und Technik begeistern: Hör rein – vielleicht entdeckst du deinen neuen Lieblingsberuf!

Denn: Qualität braucht Kontrolle. Und Kontrolle braucht Menschen mit Leidenschaft und Neugier.

Das Gespräch führt Heike Zeller.

Unsere Gäste: Julia Janker und Pascal Splett

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Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen

Folge 07:

Milchwirtschaftliche Laboranten – Wenn Milch auf Mikroskop trifft.

Moderation: Heike ZellerGäste: Julia Janker, Pascal Splett

Dauer: 25 Minuten

Transkript

Julia Janker:

Es ist so ziemlich der krisensicherste Beruf, den man haben kann.

Pascal Splett:

Natürlich ist die Qualitätssicherung eines Lebensmittels ungeheuer wichtig. Jeder möchte ja das, was er isst, auch bedenkenlos essen können und natürlich auch genau das drin haben, was darauf steht.

Julia Janker:

Wer gerne etwas mit seinen eigenen Händen arbeitet, der wird es lieben – ganz einfach, weil es jeden Tag wieder spannend ist.

Intro:

Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen.

Heike Zeller:

Herzlich willkommen zu unserem Podcast aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Heute geht es wieder um einen Grünen Beruf und zwar um einen, dessen Schwesterberuf wir schon einmal in unserer Reihe vorgestellt haben. Beide Grünen Berufe tragen einen weißen Kittel und arbeiten in der Regel auch im gleichen Unternehmen. #DieMilchMachts.

Ich bin Heike Zeller und habe auch heute wieder zwei schöne Gäste hier – vielen Dank, dass ihr gekommen seid. Und sie nehmen uns mit an ihren Arbeitsplatz – in eine Molkerei. Sie haben uns von dort auch zwei Gegenstände mitgebracht. Wenn ihr, liebes Publikum, das auch anschauen wollt, könnt ihr auf YouTube rüber schalten. Ihr könnt aber auch gerne einfach weiter zuhören; wir werden auch alles erklären. Unser YouTube-Kanal heißt „Land.Schafft.Bayern“.

Dann fangen wir doch bei dir an: Wer bist du, was machst du und was hast du uns mitgebracht?

Julia Janker:

Ich bin die Janker Julia, ich arbeite bei der Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld und mitgebracht habe ich heute Petrischalen. Die sind quasi der Grundbaustein in der Mikrobiologie. Ich habe auch verschiedene Varianten mitgebracht: Eine ganz leere…

Heike Zeller:

Also wir haben hier niedrige Plastikschalen mit Deckel darauf. Was ist da drin?

Julia Janker:

Einmal gefüllt mit einem sogenannten PC-Nährboden. Damit werden alle Keimarten nachgewiesen, also nicht die verschiedenen Gattungen, sondern nur quantitativ, also wie viel darauf wächst.Dann habe ich noch einen roten Nährboden mitgebracht.

Heike Zeller:

Der Boden der Petrischale schimmert so rötlich.

Julia Janker:

Genau. Der ist dafür da, um speziell Enterobakterien nachzuweisen. Da sind Stoffe drin, die andere Bakterienarten hemmen und das Wachstum von Enterobakterien fördern.

Heike Zeller:

Jetzt haben wir schon lauter neue Worte gehört wie Enterobakterien… OK, jetzt kommen wir zu dir: Wer bist du, was machst du und was hast du uns mitgebracht?

Pascal Splett:

Ich bin der Splett Pascal. Ich arbeite aktuell als Milchwirtschaftlicher Labormeister in der Bayernland eG Amberg und ich habe euch eine Kolbenpipette mitgebracht.

Die sieht ein bisschen aus wie ein Stift mit einem Hebel oben dran, den man nach unten und oben drücken kann und noch mit einem Henkel dran.

Damit pipettiert man bestimmte Volumina, was in der Chemie sehr wichtig ist. Man hat auch noch auswechselbare Spitzen, teils als Einmalspitzen, teils wiederverwendbar. Das ist eben zum Pipettieren sehr wichtig. In meinem Beruf arbeitet man sehr viel mit Volumina. Deswegen wird diese Pipette zum schnellen, fixen Übertragen bestimmter Volumina benutzt.

Heike Zeller:

Also quasi wie viel von etwas reinkommt, kann man damit genau bestimmen.Wenn du jetzt schon so viel von den Chemikalien erzählst, Pascal, wie bist du denn zu dem Beruf gekommen?

Pascal Splett:

Ich habe 2016 meine Lehre in der Bayerischen Milchindustrie eG angefangen. Ich habe zuerst meine Mittlere Reife gemacht und da mich die naturwissenschaftlichen Fächer interessiert haben, wollte ich in die naturwissenschaftliche Richtung gehen.

Dann habe ich mich in meiner Umgebung – ich komme aus der Bamberger Gegend…

Heike Zeller:

Hört man gar nicht…

Pascal Splett:

…wie vielleicht manche Leute raushören. Dann kam ich eben auf den Beruf. Der hat mich sehr interessiert. Ich habe auch ein Praktikum dort gemacht und von 2016 bis 2019 meine Lehre gemacht. Zwei Jahre später habe ich dann, wie die Julia, meinen Meister gemacht.

Heike Zeller:

Super. Jetzt habe ich schon gehört, dass du auch einen Meister gemacht hast, Julia.

Was hast du denn gemacht? Wie war dein Weg zum und im Beruf?

Julia Janker:

Ich habe auch wie der Pascal meine Ausbildung 2016 angefangen. Seitdem kennen wir uns auch schon. Beim mir war es ein eher zufällig eingeschlagener Weg. Im Gegensatz zum Pascal, habe ich mich nicht sonderlich für Naturwissenschaften interessiert. Ich bin durch eine Bekannte darauf gekommen und habe mir das einmal angeschaut.Ich habe davor mein Abitur gemacht und wusste nur, was ich nicht will und das war studieren. Ich bin dann meinen Weg gegangen und habe durch Zufall meine Berufung gefunden.

Ich habe schnell festgestellt, dass mir die Ausbildung wahnsinnig viel Spaß macht, weil sie sehr vielfältig ist, auch danach das Arbeiten in meiner Firma. Ich bin dort geblieben, habe dann meinen Meister gemacht und bin jetzt als Gruppenleitung Schicht tätig. Ich bin immer noch jeden Tag froh, in die Arbeit gehen zu können.

Heike Zeller:

Das heißt, ihr hattet ganz unterschiedliche Wege. Pascal, du hast gewusst, dass du etwas in Richtung Labor machen willst und bist dann bei der Milch gelandet, hattest dann aber in der Zeit verschiedene Stationen.

Pascal Splett:

Also ich habe ja meine Lehre in der Bayerischen Milchindustrie gemacht, bin dann nach meinem Meister noch in die Privatmolkerei Bechtel, wo die Julia arbeitet.

Heike Zeller:

Da haben sich die Wege dann wieder gekreuzt.

Pascal Splett:

Genau, da haben wir uns nach der Ausbildung wieder getroffen. Danach hat sich die Stelle ergeben in der Bayernland Amberg, die ich sehr schön finde und wo ich bis jetzt arbeite.

Heike Zeller:

Du wolltest das immer schon machen und hast die Molkereien ein paarmal gewechselt. Julia, du bist eher durch Zufall zu deiner Berufung gekommen.

Julia Janker:

Genau.

Heike Zeller:

Das wollen wir ja hier auch dem Publikum zeigen, welche Wege es zum Beruf und auch im Beruf gibt. Ich habe mich noch gefragt: Was muss man denn mitbringen, wenn man im Milchlabor als Laborant/in arbeiten möchte?

Julia Janker:

Ich glaube, es ist schon von Vorteil, wenn man grundsätzlich an Naturwissenschaften interessiert ist, weil man dann leichter in das Thema reinfindet. Was noch recht wichtig ist: Die Petrischalen, Pipetten usw. sind klein und es sind teilweise winzige Volumina. Man braucht doch ein gewisses motorisches Feingefühl, was man aber durchaus lernen kann.

Pascal Splett:

Das war bei mir der Fall. Ich war am Anfang eher ein Grobmotoriker, aber die Fingerfertigkeiten lernt man tatsächlich auch in der Ausbildung. Aber man tut sich einfach, wenn man schon ein gewisses Feingefühl hat.

Julia Janker:

Worüber man sich bewusst sein muss, ist, dass es definitiv kein Büroarbeitsplatz ist. Man ist praktisch tätig, man ist auf den Beinen. Man ist auch mal für Probenahmen im Betrieb unterwegs, was ich persönlich geliebt habe. Gerade das macht es aus.

Heike Zeller:

Das heißt, man läuft auch durch den Betrieb. Man hat auch mit den Kollegen außerhalb des Labors zu tun, z. B. in der Produktion. Man ist unterwegs und nicht am Schreibtisch, wobei ihr beide ja auch noch andere Arbeiten übernommen habt.

Julia Janker:

Eine ganz große Aufgabe bei mir ist die Personalführung – dafür zu sorgen, dass sich jeder wohlfühlt und die Möglichkeit hat, die Arbeit gut zu machen. Ein bisschen Urlaubsplanung spielt mit rein. Das ist ein großer Block. Ein anderer großer Block, für den ich zuständig bin, ist die Qualitätssicherung. Ich sehe mir vor allem sogenannte rote bzw. kritische Werte an und schaue, ob man irgendwelche Maßnahmen ergreifen muss. Läuft alles so, wie es laufen soll? Also so ein bisschen die Hand darüber haben, damit wir gewährleisten können, dass die Qualität auch immer passt.

Heike Zeller:

Und was ist deine Aufgabe jetzt?

Pascal Splett:

Auch Teamleiter. Ich habe auch ein paar Leute unter mir. Wenn irgendwelche Werte nicht in Ordnung sind oder es irgendein Problem bei den Untersuchungen gibt, dann bin ich der Ansprechpartner und Derjenige, der aufpasst. Aber ich befasse mich auch damit, wenn beispielsweise mikrobiologische Ergebnisse schlecht ausgefallen sind.

Heike Zeller:

Spannend. Lasst uns das Publikum auch nochmal in eure Ausbildungszeit mitnehmen und in eure Anfangszeit als Laborantin und Laborant.Julia, wie war bei dir in der Ausbildung ein typischer Tag?

Julia Janker:

Ganz in der Früh hat man sich die Proben zusammengesucht, die man an dem Tag zu untersuchen hatte. Manche wurden direkt frisch untersucht, manche erst nach einer gewissen Vorbebrütungszeit. Dann hat man alles vorbereitet und ging dann die Prozessschritte weiter, bis man letztendlich alles auf die Petrischalen gebracht hat.

Das ist alles unterschiedlich intensiv, Flüssigprodukte kann man einfach mit einer Pipette aufziehen. Feste Produkte muss man mit einem Löffel in einen Beutel einwiegen und mit einer Flüssigkeit verdünnen, bis man es auf Platte bringen kann.

Am Ende des Tages wertet man die Proben aus, die dann nach einem bis fünf Tagen Bebrütung auf Platte fertig geworden sind.

Heike Zeller:

Pascal, wie hat bei dir ein typischer Tag in der Ausbildung ausgeschaut?

Pascal Splett:

Die Ausbildung ist sehr umfangreich, da man aus Milch ja praktisch alles machen kann, von Butter bis Milchpulver etc. Ich war in meinem Ausbildungsbetrieb mehr in der Chemie. In kleineren Betrieben bist du nach der Ausbildung noch für alles zuständig und bist also sowohl in der Chemie als auch in der Mikrobiologie. In größeren Betrieben ist das eher getrennt. Da hast du deine eigene Abteilung und bist da z. B. in der Chemie tätig. Beim Bechtel war ich am Anfang in der Prozessbegleitung, was quasi wie die Chemie ist. Produkte wurden an den Maschinen hergestellt. Dann hat man entsprechend chemische und mikrobiologische Proben gezogen. Dann haben wir die Ergebnisse untersucht. Wir haben ja gesetzliche Grenzwerte einzuhalten oder auch bestimmte Kundenwünsche. Das nennt sich Produktspezifikation. Dafür haben wir eben verschiedene Geräte und Methoden, um das nachzuweisen. Dann untersuchst du den ganzen Tag deine Ergebnisse und Produkte und arbeitest eng zusammen mit den Maschinenfahrern bzw. mit Denjenigen, die an der Produktion beteiligt sind. „Der Wert hier sieht so und so aus, da müsstet ihr das und das machen.“ Das wird über den ganzen Tag hinweg begleitet. Vor allem in der Prozessbegleitung ist man sehr viel in der Produktion oder sehr viel unterwegs, um Proben zu nehmen und sie im Labor zu untersuchen.

Heike Zeller:

Das finde ich ganz spannend, was ihr erzählt, weil wir eben auch die Milchtechnologen schon hier hatten. Da hatten wir sozusagen die andere Seite der Medaille. Sie haben uns auch schon von den Maschinenfahrern erzählt. Wenn ihr euch auch für die Milchtechnologie als Ausbildungsberuf interessiert, schaut auch mal in diese Folge rein. Dann könnt ihr das Ganze, wovon wir hier reden, auch nochmal von der anderen Seite her beleuchten.

Jetzt haben wir besprochen, wie so ein typischer Tag im Betrieb abläuft, aber ihr hattet ja auch noch eine schulische Ausbildung, soweit ich weiß.

Julia, wo geht ihr in die Schule?

Julia Janker:

Da sind wir in Triesdorf. Triesdorf ist bei Ansbach in der Gemeinde Weidenbach. Da ist sowohl die überbetriebliche Ausbildung als auch die Berufsschule. Man ist da immer blockschulweise. Das erste, was mir einfällt, wenn ich an Triesdorf denke, ist die Gaudi. Man ist da zwar dort zum Lernen, wohnt auch dort, aber es gibt neben der Schule auch genügend Aktivitäten. Für diejenigen, denen das gefällt, ist das sehr gut. Wer das eher weniger mag, kann auch seine Ruhe haben, da es sehr ländlich gelegen ist. Es ist also für jeden etwas dabei.

Heike Zeller:

Pascal, wie lange geht das denn da?

Pascal Splett:

Die überbetriebliche Ausbildung ist während der drei Ausbildungsjahre jeweils einmal im Jahr für ca. fünf bis sechs Wochen. Dann gibt es noch die Berufsschulblöcke mit jeweils vier bis fünf Wochen.

Heike Zeller:

Dann hat man einen Arbeitsalltag, wie er täglich im Betrieb stattfindet und auch noch die Schule. Sehr spannend, dann hat man auch nochmal die Vielfalt darin.Ich habe ein paar Entweder-oder-Fragen mitgebracht, die ich euch abwechselnd stellen werde. Julia, ich fange mit dir an. In der Arbeit lieber Crocs, Sneakers oder Gummistiefel?

Julia Janker:

Sneakers.

Heike Zeller:

Pascal, Mikrobiologie oder Chemie?

Pascal Splett:

Ich bin eher der Chemietyp.

Heike Zeller:

Ja, das haben wir doch schon gehabt…Julia, Frühschicht oder Spätschicht?

Julia Janker:

Frühschicht. Definitiv!

Heike Zeller:

Die Frühaufsteherin. Die Lerche, nicht die Eule.

Pascal, Bakterien oder Kollegen, womit arbeitest du lieber?

Pascal Splett:

Das ist eine sehr schwierige Frage. Kommt natürlich immer drauf an. Ich arbeite auch mit Kollegen sehr gerne zusammen.

Heike Zeller:

Gut. Julia, Weißbereich oder Graubereich?

Julia Janker:

Der Weißbereich.

Heike Zeller:

Und was ist das genau?

Julia Janker:

Es geht um die verschiedenen Hygienezonen. Wir haben die in Ampelfarben unterteilt, von den höchsten hygienischen Anforderungen zu den niedrigsten, also Grün, Gelb, Rot.

Weiß bzw. Grün ist mir am liebsten, weil mir das hygienische, saubere Arbeiten durch die Ausbildung in die Wiege gelegt wurde. Gucken, dass kein Haar unter dem Haarnetz heraushängt, kein Schmuck… einfach sauber und penibel sein.

Heike Zeller:

Pascal, noch die letzte Frage an dich: Lieber Festes oder Flüssiges?

Pascal Splett:

Das ist tatsächlich gar nicht so einfach. Es gibt in der Milchindustrie auch Zwischenprodukte. Bei Joghurt kann man auch nicht wirklich sagen, ob er fest oder flüssig ist. Es gibt auch Joghurt, der eher flüssig ist, wenn man ihn aufrührt oder Trinkjoghurt. Natürlich gibt es auch Käse, der sehr weich ist. Ich würde mich da nicht festlegen. Ich mag sowohl flüssige als auch feste Milchprodukte.

Heike Zeller:

Julia, du hast gerade gesagt, dass du dadurch auf die Reinheit kamst. Ist das bei euch im Privatbereich auch so, seid ihr da auch penibler geworden oder wart ihr schon immer recht reinliche „Tierchen“?

Julia Janker:

Nein, da hat mich die Arbeit schon sehr geprägt. Mein Freund verflucht mich gerne mal. Bei mir muss es schon extrem sauber sein. Er sagt: „Das sieht doch kein Mensch!“ - Doch!

Heike Zeller:

Dann kommst du mit dem UV-Licht…

Julia Janker:

So schlimm ist es noch nicht. Aber man hat einfach ein ganz anderes hygienisches Bewusstsein und weiß, wo man vielleicht doch mal ein bisschen mehr und genauer hinputzen müsste.

Heike Zeller:

Es verändert sich eben alles durch den Beruf.Eine Frage, die ich immer stelle, weil ich sie wichtig finde: Heutzutage redet man auch viel über den Sinn im Beruf, also wie sinnvoll und auch zukunftsfähig der Beruf ist. Wie ist das denn bei euch? Welchen Sinn seht ihr in eurer Arbeit und auch für die Gesellschaft?

Pascal Splett:

Der Beruf ist schon sehr sinnvoll. In der Ausbildung hat man den riesigen Vorteil, sehr viele Bereiche abzudecken. Dadurch kann man später in viele andere Berufe gehen, auch in andere Lebensmittelbetriebe. Ich kenne auch Leute aus meiner Ausbildung, die in der Fleischindustrie Milchwirtschaftlicher Laborant gelernt. Das ist so ein einzigartiger Beruf in Deutschland, den es in anderen Ländern nicht gibt. Natürlich ist die Qualitätssicherung bei Lebensmitteln ungeheuer wichtig. Jeder möchte sein Essen auch bedenkenlos essen können und auch das drin haben, was draufsteht. Das sind die zwei Hauptaspekte, warum man das alles macht. Deswegen ist der Beruf sehr wichtig. Er ist auch sehr zukunftsfähig, weil sich die Lebensmittelindustrie an die aktuellen Gegebenheiten anpasst. Aktuell ist z. B. das Tierwohl sehr wichtig für die leider doch sehr in Verruf geratene Milch, was ich aber nicht bestätigen kann. Es geht auch mehr in die vegane Richtung. Man stellt Milchersatzprodukte her. Das sind natürlich auch Lebensmittel und man muss sie natürlich auch überwachen. Die Molkereien passen sich da auch teilweise an und stellen diese Produkte auch schon her. Das wird einem nie ausgehen; dementsprechend würde ich sagen, dass der Beruf auf jeden Fall zukunftsfähig ist.

Heike Zeller:

Man kann also zum einen in vielfältige Felder gehen, wenn man den Beruf gelernt hat. Zum anderen ist die Lebensmittelsicherheit auch in vielen Feldern wichtig. Und wir alles wollen etwas essen, darum ist es wichtig. Julia, kannst du das noch ergänzen?

Julia Janker:

Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass es so ziemlich der krisensicherste Beruf ist, den man haben kann. Das ist jetzt vielleicht ein sehr erwachsenes Denken, aber war sehr froh, dass ich während der Coronazeit nicht in Kurzarbeit gehen musste – ganz im Gegenteil, wir haben die Produktion hochgefahren, weil die Leute so viel gehamstert haben. Und zu sehen, dass man die Arbeitsstelle sicher hat, egal was ist… Ganz abgesehen davon, ist es einfach so abwechslungsreich und wer gerne mit seinen eigenen Händen arbeitet, der wird es lieben. Ganz einfach, weil es jeden Tag wieder spannend ist.

Pascal Splett:

Natürlich gibt es auch in der Chemie mal ein Problem oder Schwierigkeiten, an denen man arbeiten muss oder wenn man bei einem Produkt einen Stoff oder einen pH-Wert nachweist, der da eigentlich nicht sein kann, dann muss man dem natürlich auch auf den Grund gehen. Man muss auch schon ein Stück weit Eigenverantwortung mitbringen oder auch die nötige Kommunikation. Das ist für einen Laboranten sehr wichtig. Wir stellen ja nur die Werte fest, aber ich bin nicht an der Maschine. Da muss ich den Mitarbeitern sagen: „Hey Leute, da passt was nicht! Da müsst ihr was ändern!“ Sonst stellen wir ein Produkt her, das so nicht konform ist und nicht passt und müssen dementsprechend daran arbeiten.

Julia Janker:

Also eben nicht nur dieses Durchführende, sondern auch in die Lösungsforschung gehen, wenn ein Fall XY eintritt, der zum Problem werden könnte.

Heike Zeller:

Also, wir haben die Vielfältigkeit, was man alles damit machen kann. Dann hatten wir die Krisensicherheit. Dann kam bei dir noch heraus, dass auch die Kommunikation sehr wichtig ist, dass man mit den Leuten ins Gespräch kommt und zusammen auch Probleme löst und überhaupt auch eine Problemlösungsfähigkeit hat, was auch wiederum sehr hilfreich ist, egal was einem in der Zukunft so passiert. Finde ich gut.Gibt es denn auch Sachen, die euch an eurem Beruf stören, Julia?

Julia Janker:

Nicht viel! Worüber man sich auf alle Fälle bewusst sein muss, ist: Kühe kennen keine Feiertage, Ferien oder Wochenenden. Man muss auch eine gewisse Bereitschaft mitbringen, auch mal an einem Feiertag zu arbeiten. Das wir bestimmt nicht jeder Feiertag sein und man kann es sich auch oft aussuchen. Manchmal, also vielleicht einmal im Jahr, gibt es den Tag, wo ich mir denke: „Heute passt es mir eigentlich nicht!“ Aber dann gehst du in die Arbeit und es macht dir wieder Spaß und es ist kein Problem mehr.

Heike Zeller:

Pascal, was stört dich?

Pascal Splett:

Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es eigentlich auch nichts, was mich an dem Beruf stört. Ich finde den Beruf super. Wie gesagt, wenn man kommunikativ ist… Ich muss ehrlich sagen, dass ich vorher nicht so kommunikativ war. Man wächst in mehr hinein als man denkt. Selbst wenn man unsicher ist, kann man es ja einmal probieren. Ich wüsste nicht, was mich daran noch stören würde.

Heike Zeller:

Man lernt Feinmotorik, Reinlichkeit und man kriegt auch Kommunikationsgeschick. Das finde ich auch nochmal interessant zu hören.Ich habe noch Sätze, die ich euch bitte zu vervollständigen.

Pascal, mein peinlichstes Erlebnis in der Ausbildung…

Pascal Splett:

Eines meiner peinlichsten Erlebnisse in der Ausbildung war einfach nur sehr ungeschickt. Ich wollte eine Probe nehmen am Hahn eines Tanks. Der Hahn hatte kein Ventil, das sich von selbst wieder schließt. Das war also offen. Dann habe ich eben diese Leitung offengelassen und bin zurück ins Labor gegangen. Irgendwann kam jemand zu mir und hat gesagt: „Ja, da liegen jetzt ungefähr zehn Kilo Quark auf dem Boden. Das warst du, oder?“ Und ich so: „Um Gottes willen! Oh, verdammt!“ Und dann musste ich den ganzen Quark aufräumen. Das war mir schon sehr unangenehm. Seitdem habe ich auch nie mehr vergessen, irgendwelche Leitungen zuzumachen. Das war tatsächlich sehr peinlich.

Heike Zeller:

Bei den Milchtechnologinnen waren es auch die Probennahmen, wo solche Missgeschicke scheinbar öfter mal passieren. Da haben wir auch solche Geschichten gehört.Julia, mein lustigstes Erlebnis in der Ausbildung war…

Julia Janker:

Das war ich mit meiner Kollegin; wir waren beide noch in der Ausbildung. Die wird mich bestimmt schimpfen, wenn sie das jetzt hört, aber ich erzähle es trotzdem.

Wir waren beim Probenehmen. An den älteren außenliegenden Tanks hatten wir teilweise noch ganz alte Probenahmestellen. Man kann es sich vorstellen wie ein kleines Gummiventil, wo man mit einer Kanüle durch muss, um die Probe zu ziehen. Irgendwann altern die, werden porös und können herausploppen. Der Tank war leider mit 25.000 Litern gefüllt und das Ventil war unter dem Tank. Man kann sich vielleicht vorstellen, mit welchem Druck das herauskam. Ich war im ersten Moment wie angewurzelt, aber meine Kollegin hat versucht, das mit den Händen zuzuhalten. Und das hat natürlich nicht funktioniert. Das war recht lustig. Gott sei Dank haben wir gar nicht so viel Ärger gekriegt. Wir konnten ganz schnell das Problem lösen, bevor noch viel mehr ausläuft, aber das war eine recht lustige Geschichte.

Heike Zeller:

Schön, aber sie hat es versucht.

Julia Janker:

Sie hat es versucht. Der Einsatz war da.

Heike Zeller:

Pascal, Milchlaborant ist für Quereinsteiger…

Pascal Splett:

Für diejenigen, die vorher schon Chemielaborant sind bzw. Laborkenntnisse haben, würde ich auf jeden Fall Ja sagen. Auch die TTAs, die Technischen Assistenten, da haben wir auch teilweise welche eingestellt. Wenn das Interesse da ist, kann man es probieren, ganz klar. Dafür gibt es auch Probearbeiten. Aber ansonsten ist es schon etwas spezieller. Wenn man mit Laborarbeit oder Naturwissenschaften weniger anfangen kann, würde ich es nicht unbedingt empfehlen.

Heike Zeller:

Julia, der Beruf der Milchlaborantin eignet sich für alle, die…

Julia Janker:

…für alle, die Freude an der Naturwissenschaft haben, gerne mit ihren Händen arbeiten und sich freuen, in Richtung Landwirtschaft tätig zu sein und vielleicht damit auch noch ein bisschen die Regionalität zu unterstützen.

Heike Zeller:

Pascal, der Grund für eine Ausbildung im Milchlabor ist…

Pascal Splett:

Wenn man nicht gerade den höchsten Schulabschluss hat, ist Milchlaborant auf jeden Fall eine sehr gute Tür, und man könnte darauf aufbauen und in Richtung Labor und Naturwissenschaften weitermachen. Dafür ist das sehr gut.

Heike Zeller:

Super, hört sich doch gut an.

Julia, wo kann ich mich denn informieren, wenn ich mich Richtung Milchlaborantin entwickeln möchte?

Julia Janker:

Eine gute Anlaufstelle ist die Seite der LfL in Triesdorf, wo unsere Ausbildung auch stattfindet und die Fortbildung zum Milchwirtschaftlichen Labormeister. Ansonsten ist man auch sehr gut bedient, wenn man auf Bildungsmessen geht, weil da ganz viele Molkereien immer stärker vertreten sind. Und ich glaube, wenn man einfach mal googelt, welche Molkereien man so in der Umgebung hat, kriegt man auch sehr viel Input.

Heike Zeller:

Das ist auch gut, dass wir gerade nochmal Triesdorf ansprechen. Das ist ja auch ein Standort der Landesanstalt für Landwirtschaft, nämlich das LVFZ, das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum in Triesdorf. Da kommen auch alle hin, soweit ich weiß. Es gibt diese eine überbetriebliche und schulische Ausbildungsstelle.

Pascal Splett:

Die machen auch einmal im Jahr einen Tag der offenen Tür. Die Berufsschule befindet sich ja auch in Triesdorf. Da ist wirklich alles an einem Standort zentriert. Da kann man sich auch mal die Labore anschauen. Man kann in ein Labor reingehen, dann erzählen einem die Leute etwas. Das ist also eine sehr gute Möglichkeit.

Heike Zeller:

Super. Vielen Dank an euch beide, dass ihr zu uns gekommen seid und uns euren Beruf vorgestellt habt und mit uns geteilt habt, was ihr daran mögt und das Wenige, was ihr daran nicht mögt. Deswegen an dieser Stelle auch an euch der unbedingte Appell: Wenn ihr auch in den weißen Kittel schlüpfen und ins Labor gehen wollt und an der Qualität von Lebensmitteln mitarbeiten und die Regionalität stärken wollt, dann überlegt doch, eine Ausbildung zur Milchlaborantin, zum Milchlaboranten zu machen. Informiert euch bei den genannten Quellen, auch bei jeder Molkerei und schaut in die Shownotes. Da werden wir euch auch noch einiges verlinken. Vielen Dank euch fürs Zuhören bzw. Zuschauen. Und wir verabschieden uns aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.

Outro:

Land.Schafft.Bayern – Der Podcast.Eine Produktion des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.

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