Folge 4: Genussmacher in der Molkerei
Shownotes
Du verwandelst frische Milch in bayerische Schmankerl, überwachst Hightech-Anlagen und sorgst dafür, dass alles hygienisch einwandfrei und richtig lecker wird. Ob Butter, Quark oder feine Joghurts – ohne dich gäb's nur nackte Milch! Also, wenn du Lust auf moderne Technik und Lebensmittelhandwerk hast, dann bist du hier genau richtig!
Das Gespräch führt Heike Zeller.
Unsere Gäste: Sara Tafertshofer, Leonie Franke
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Weitere Infos und Links: https://www.stmelf.bayern.de/bildung/agrarbereich/milchtechnologe-milchtechnologin/index.html https://www.lfl.bayern.de/berufsbildung/030153/index.php
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Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen
Folge 05: Genussmacher in der Molkerei –
Milch trifft auf Tradition und Technik
Moderation: Heike ZellerGäste: Leonie Franke, Sara Tafertshofer
Dauer: 31 Minuten
Transkript
Leonie Franke:
Wenn ich mir vorstelle, ich mache einen Joghurt und das ist vielleicht der Lieblingsjoghurt von irgendeinem Kind und das Kind freut sich jeden Tag, den Joghurt zu essen, das ist einfach ein schönes Gefühl und das macht einen auch stolz.
Sara Tafertshofer:
Ich achte auch im Supermarkt darauf: Das sind meine Produkte. Die habe ich oder meine Kollegen gemacht. Ich finde das total toll und es schmeckt ja super.
Leonie Franke:
Es gibt ja so viele unterschiedliche Produkte: Joghurt, Käse, Pulver…Man kann so viele Stoffe aus der Milch herausholen und weiterverarbeiten.
Mein Kollege hat gesagt, dass wir Milchveredler sind.
Intro:
Land.Schafft.Bayern – Der Podcast mit Menschen, die Bayern bewegen.
Heike Zeller:
Herzlich willkommen zu unserem Podcast aus dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, heute wieder mit einem coolen Grünen Beruf, diesmal im weißen Kittel. Ganz wichtig für mich, ehrlich gesagt, für den täglichen Genuss und letztendlich auch wichtig für die Landwirtschaft in Bayern und auch sehr prägend für das Bild, das wir von Bayern haben. Die Produkte, die daraus entstehen, sind ganz wichtig für das Image.Was das ist, sehen wir gleich. Ich bin Heike Zeller. Ich habe zwei tolle Gäste heute bei mir hier, auf die ich mich jetzt freue. Sie nehmen uns mit an ihren Ausbildungsplatz. Sie haben auch zwei Gegenstände mitgebracht, die wir uns nachher auch noch genauer anschauen wollen. Und hier auch wie immer der Hinweis: Es gibt uns auch auf YouTube zu sehen. Also ihr könnt uns anhören auf Spotify oder auf YouTube anschauen, dann habt ihr vielleicht noch mehr davon. Jetzt komme ich zu euch. Wer bist du, was machst du und was hast du uns hier mitgebracht?
Sara Tafertshofer:
Ich bin die Sara Tafertshofer…. Ich bin 20 Jahre alt und im Moment im dritten Ausbildungsjahr als Milchtechnologin bei der Andechser Molkerei Scheitz. Ich habe einen Rohrschlüssel dabei, weil der uns im Alltag begleitet. Rohrschlüssel braucht man wirklich immer, schon alleine für die Kühlung der Joghurtprodukte, weil wir immer Rohre von den Tanks umbauen müssen. Dafür brauchen wir das immer.
Heike Zeller:
Also, es sieht aus wie ein Werkzeugschlüssel, relativ groß. Es ist oben noch ein Scharnier dran.
Sara Tafertshofer:
Genau, es gibt auch noch größere, aber das sind die, die wirklich jeder von uns hat und…
Heike Zeller:
…dich täglich begleiten.
Sara Tafertshofer:
Genau.
Heike Zeller:
Super. Wer bist du, was machst du und was hast du uns mitgebracht?
Leonie Franke:
Ich bin die Franke Leonie. Ich bin bei der Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld, bin auch im dritten Ausbildungsjahr, und ich habe einen Probenkolben mitgebracht.
Bei uns ist das Wichtigste, dass wir Proben nehmen und untersuchen, um zu wissen, ob Fett- und Eiweißgehälter passen. Und das ist bei uns nicht mehr wegzudenken.
Heike Zeller:
Wir sehen hier ein Plastikgefäß mit einem Deckel drauf und einem Millimetermaß. Damit könnt ihr die Proben ziehen und tragt sie dann ins Labor?
Leonie Franke:
Genau, oder wir untersuchen sie selbst.Heike Zeller:
Super. Wie kamt ihr denn zu eurem Beruf? Wir haben uns im Vorgespräch schon ein bisschen unterhalten. Magst du anfangen, Sara, wie kamst du dazu?Sara Tafertshofer:
Gerne. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes machen. Ich wollte in die Immobilien- oder Versicherungsbranche gehen, weil ich das von meinem Vater her kenne, der auch bei einer Versicherung tätig ist. Da habe ich das Büroleben mitbekommen und fand das auch immer interessant. Aber dann kamen Leute aus der Molkerei in unsere Schule, die den Beruf vorgestellt haben. Davor hatte ich noch nie davon gehört. Das war total interessant, weil ich vorher nie darüber nachgedacht hatte, wie Milchprodukte überhaupt hergestellt werden oder es generell in einer Molkerei ausschaut und das gemacht wird. Da habe ich mich zuhause direkt hingesetzt, meine Bewerbung geschrieben und habe dann einen Praktikumstag gemacht.
Ich fand das total interessant, weil es eben auch diese Büroarbeit ist. Man sitzt am Computer, macht die Prozessüberwachung. Es ist also ein bisschen wie im Büro, nur dass du eben auch viel handwerklich machen musst.
Heike Zeller:
Man hockt nicht nur rum, oder?
Sara Tafertshofer:
Genau. Und das ist wirklich ein Punkt, den ich an dem Beruf sehr schätze und liebe, weil man auch seine täglichen Schritte in der Arbeit macht.
Heike Zeller:
Wie viele machst du denn da ungefähr?
Sara Tafertshofer:
Ich habe schon mal nachgeschaut und es sind manchmal schon die vollen 10.000 Schritte. Aber es kommt darauf an, manchmal ist es ein ruhiger Tag, an dem man nicht so viel herumlaufen muss. Aber gibt eben auch Tage, wo es echt gut zur Sache geht und man viel zu den Tanks und hin und her rennen muss.
Heike Zeller:
Dann hat man sein Workout schon in der Arbeit erledigt.
Sara Tafertshofer:
Ja, so ungefähr.
Heike Zeller:
Leonie, wie kamst du denn dazu?Leonie Franke:
Mein Bruder arbeitet auch in der Firma und die ist nur zehn Minuten von uns daheim entfernt, was vom Fahrtweg her super ist. Ich fand es auch immer interessant, wenn ich am Kühlregal stand und mir dachte „Woher kommen eigentlich all die Sachen?“. Dann hat mein Bruder auch viel von der Ausbildung erzählt und war auch immer total begeistert. Dann habe ich mir gesagt „Komm, ich habe da ein gutes Gefühl, das schaue ich mir jetzt an.“ Dann war ich auch einen Praktikumstag dort und war voll begeistert und fasziniert, wie das alles funktioniert. Die Anlagen sind ja riesig bei uns.
Das Bewerbungsgespräch lief auch super. Dann hab ich am nächsten Tag angerufen und gesagt „Ich fange bei euch an und möchte gerne meine Ausbildung machen.“ Und das war die beste Entscheidung, die ich getroffen habe.
Heike Zeller:
Cool. Dann hast du einen Tag mitgemacht und wusstest schon von deinem Bruder ein paar Interna und wie es dort zugeht.
Leonie Franke:
Ja. Und er war schon immer total begeistert.Heike Zeller:
Ach, das ist ja toll.Es gibt ja ganz verschiedene Wege zu dem Beruf, wenn man dann sozusagen fertig ist. Welchen Weg geht ihr denn? Ihr habt dann die Ausbildung zur Milchtechnologin. Was gibt es noch in dem Bereich? Könnt ihr da einen Überblick geben?Sara Tafertshofer:
Als erstes gibt es den Meister, den man machen könnte. Der wäre ein Jahr lang. Das ist eine gute Voraussetzung, wenn man Schichtleiter oder Produktionsleiter werden will. Wenn man ein bisschen höher kommen will, dann gäbe es eben den Meister oder Techniker. Der dauert zwei Jahre und ist im Prinzip das Gleiche mit mehr Zeit und etwas detaillierter. Ansonsten kann man in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie arbeiten, in vielen anderen Betriebe, auch in Brauereien, weil das ganze Schema relativ gleich ist. Wenn man in der Molkerei bleiben will, könnte man z. B. auch in die Produktentwicklung gehen.Es gibt also sehr viele Wege, die man da gehen kann.
Heike Zeller:
Du sagst „Das Schema ist das gleiche.“ Welches Schema ist da gemeint? Was kann man da übertragen?
Leonie Franke:
Wir haben z. B. mit Kulturen, also Bakterien haben wir auch viel zu tun. Damit hat man auch in der Brauerei zu tun. Auch generell ist das Thema Hygiene im Lebensmittelbereich immer gleich, weil man darauf achten muss, den Verbraucher zu schützen und dass mit den Produkten chemisch und mikrobiologisch alles in Ordnung ist. Da gibt es in Lebensmittelbetrieben generell hohe Anforderungen. Da kennen wir uns mit unserer Ausbildung auch schon gut aus und haben da ein Vorwissen.Heike Zeller:
Ich habe auch noch gelesen, dass es den agrartechnischen Assistenten oder die Assistentin für Milchwirtschaft und Lebensmittelanalytik. Das scheint eine verkürzte Ausbildung zu sein. Habt ihr davon schon gehört?Sara Tafertshofer:
Ich kenne das so, wenn man z. B. Maschinenfahrer ist, also die Anlagen schon betätigt und die Ausbildung abgeschlossen hat, dass man das noch zusätzlich machen kann und den Herstellungsprozess als Milchtechnologe machen kann.
Das dauert, glaube ich, ein Jahr lang. Dann hat man das, aber nur wenn man vorher schon etwas in der Richtung gemacht hat.
Heike Zeller:
Du hast auch noch den Maschinenfahrer angesprochen. Ist das auch eine Ausbildung?
Sara Tafertshofer:
Genau, das kann man auch als Ausbildung machen. Die Abfüllanlagen müssen – wie wir sagen – „gefahren“ werden. Das hört sich etwas komisch an. Also die Maschinenfahrer sind dafür da, dass das Produkt in die Becher kommt, dass die Becher zu sind, dass nichts drin ist, was nicht hineinsoll, dass die Sorten ordentlich getrennt sind, dass Störungen behoben werden. Das sind die Aufgaben des Maschinenfahrers.
Heike Zeller:
Wie schaut denn so ein typischer Tag von euch aus, Leonie?Leonie Franke:
Es ist ja nicht jeder Tag gleich. Wir arbeiten im Vierschichtbetrieb, d. h. man hat auch mal den Vormittag oder den ganzen Tag frei oder man geht in der Früh in die Arbeit. Das ist immer unterschiedlich und abwechslungsreich. In der Frühschicht fange ich um 5:30 Uhr an, dann machen wir die Schichtübergabe und hören, welche Sorte gerade läuft, was passiert ist, wie es weitergeht. Dann besprechen wir, wer welchen Posten übernimmt. Ich bin in der Käsereiabteilung, wo wir den Käse von der Milch bis zum fertigen Produkt mit allen Herstellungsschritten herstellen.
Heike Zeller:
Und am Abend hat man Zeit und es ist sozusagen „Schicht im Schacht“?
Leonie Franke:
Genau, dann kommt die Nachschicht. Dann geben wir denen noch eine Schichtübergabe. Dann trifft man sich oft anschließend noch mit seiner Schicht, weil man ja sieben Tage die Woche, acht Stunden am Tag zusammensitzt und da auch Freundschaften entstehen. Das ist eine Gemeinschaft und es ist schön, wenn man sich nach Feierabend noch zusammensetzt und sich unterhält. Das ist schon immer ganz schön.
Heike Zeller:
Du sagst sieben Tage die Woche, aber du wirst ja auch mal frei haben, oder?
Leonie Franke:
Ja, ich arbeite meistens sieben Tage und habe dann zwei Tage frei. Dann geht es bei uns immer mit der Frühschicht los. Wir haben einen getakteten Plan. Ich weiß also jetzt schon, wie ich z. B. nächstes Jahr im August arbeiten müsste. Man kann z. B. Termine auch mal auf den Vormittag legen, was bei einer reinen Tagschicht schwierig wäre. Aber es ist auch schwierig, wenn man am Wochenende arbeitet, während andere feiern gehen.
Heike Zeller:
Aber man kann sich offensichtlich darauf verlassen.
Leonie Franke:
Auf jeden Fall.
Heike Zeller:
Super. Wie ist es denn bei dir, Sara? Wie ist dein typischer Tag?
Sara Tafertshofer:
Bei mir ist es auch immer unterschiedlich. Klar, man kennt seine Schicht und hat im Prinzip immer denselben Ablauf auf der entsprechenden Milch-, Quark- oder Joghurtseite. Da gibt es einen vorgegeben Plan. Natürlich kommen auch immer mal Änderungen, wenn z. B. ein Tank noch nicht bereit ist. Da muss man nachdenken, wie man das am besten macht. Aber es ist immer einigermaßen Dasselbe, auch wenn immer mal etwas Neues dazukommt. Es gibt neue Produkte, die man ausprobiert, neue Anlagen usw. Es ist wirklich sehr abwechslungsreich. Also man kommt rein. Die Schichtübergabe ist meistens auch ein bisschen witzig, weil irgendetwas Außerplanmäßiges passiert ist. Aber das bekommt man immer hin. Das ist eben auch das Gute an der Arbeit im Team. Wenn dir die Schicht davor perfekt erklärt, was passiert ist und was du wann machen sollst, dann läuft das wirklich gut.
Heike Zeller:
Wenn man auf das Team achtet, ist es für alle einfacher. Sehr schön.
Ich habe ein kleines Entweder-oder-Spiel vorbereitet für euch. Ich fange mit dir an, Sara: Später vielleicht Technikerin oder Meisterin?
Sara Tafertshofer:
Hmm, das ist eine ganz schwierige Frage. Kann ich länger darauf antworten?
Heike Zeller:
Ja, aber erst mal entscheiden.
Sara Tafertshofer:
Ich würde sagen Techniker. Beim Meister hast du am Schluss die Meisterarbeit und es ist alles auf ein Jahr, in einer sehr kurzen Zeit… Es ist nicht mal ein Jahr, sondern nur neuen Monate, glaube ich. Ich glaube, es ist sehr anstrengend, sich in den neun Monaten alles „reinzuprügeln“. Für den Techniker hast du einfach mehr Zeit, dich vorzubereiten, du gehst mehr ins Detail. Ich glaube, der Techniker ist sogar ein bisschen höher angesehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber die meisten wissen, dass beim Techniker mehr auf alles eingegangen wird und die Leute mehr Zeit haben, das zu lernen. Deswegen würde ich den Techniker machen.
Heike Zeller:
OK. Gelbe oder weiße Linie?
Leonie Franke:
Da ich in der Käserei bin, auf jeden Fall die gelbe Linie.
Heike Zeller:
Vielleicht kannst du noch kurz erklären, was das ist.
Leonie Franke:
Die gelbe Linie ist der Käse. Wir haben z. B. auch sensorische Schulungen, da gibt es auch die gelbe und die weiße Linie. Die weiße Linie sind die Milchprodukte wie Joghurt oder Quark.
Heike Zeller:
Da schließt gleich die nächste Frage an: Laborwerte oder Geschmacksprobe?
Leonie Franke:
Ich würde auf die Laborwerte gehen, weil wir einfach gewährleisten müssen, dass das Produkt, den Anforderungen entspricht, die es haben soll. Und wenn die Laborwerte nicht passen, dann passt meist der Geschmack auch nicht. Und jeder nimmt Geschmack auch unterschiedlich wahr. Deswegen würde ich auf jeden Fall die Laborwerte nehmen.
Heike Zeller:
Ich glaube auch, dass wir uns heutzutage auch mehr auf Laborwerte verlassen, weil wir sie haben. Als man früher nur auf seinen Geschmackssinn angewiesen war, wurde das sicher auch noch anders geschult als heute. Ich habe auch in der Alpwirtschaft gearbeitet. Da hat mir ein alter Käser erzählt, dass früher auch einfach viel danebengegangen ist, als man die heutigen technischen Möglichkeiten noch nicht hatte. Nur die „gute alte Zeit“ war es also auch nicht, aber sicher verkümmern wir auch ein bisschen durch die gute Technik heutzutage.
Sara Tafertshofer:
Das kann auch sein.
Heike Zeller:
Lieber Schule oder lieber Betrieb?
Sara Tafertshofer:
Ich würde sagen Betrieb. Ich mag es einfach, etwas zu machen. Ich mag es nicht so gerne, dauerhaft rumzusitzen und jemandem zuzuhören. Das ist natürlich auch interessant, aber im Betrieb lernst und machst du etwas. Das mag ich sehr gerne. Ich würde also Betrieb sagen, ja.
Leonie Franke:
Ich würde auch auf jeden Fall Betrieb sagen. Es ist immer wieder schön, nach den fünf Wochen seine Kollegen wiederzusehen. Wir haben ja Blockunterricht und es ist einfach schön, wenn man zurückkommt und neue Dinge sieht und Neues lernt, wie z. B. neue Käsesorten oder neue Versuche, die gemacht wurden. Das ist immer wieder interessant und spannend.
Heike Zeller:
Und die Menschen machen es eben auch aus, gell? Egal ob Schule oder Betrieb.
Karriere in einer Molkerei oder außerhalb einer Molkerei?
Leonie Franke:
Bei uns kann man auch innerhalb der Molkerei super Karriere machen, als Gruppenleiter oder Schichtleiter. Da gibt es echt Möglichkeiten. Ich glaube, wenn man sich schon in der Ausbildung super engagiert, Interesse zeigt und auch für den Beruf lebt, dann wird das auch berücksichtigt und die Chefs sehen das auch und man hat gute Chancen weiterzumachen und aufzusteigen.
Heike Zeller:
Das ist also möglich und hört sich für dich sehr klar an.
So, jetzt noch die Frage: Butter - Süßrahm, Sauerrahm oder mildgesäuert?
Leonie Franke:
Mildgesäuert.
Sara Tafertshofer:
Mildgesäuert finde ich auch besser.
Heike Zeller:
Ich bin auch „Team Mildgesäuert“. Könnt ihr kurz erklären, was der Unterschied ist?
Sara Tafertshofer:
Im Prinzip ist es die ganz normale Süßrahmbutter. Während dem Butterprozess wird vorne im sogenannten Kneter eine Kultur für den milden Geschmack zugegeben.
Leonie Franke:
Und bei der Sauerrahmbutter gibt man die Kultur schon am Anfang zum Rahm hinzu, damit sein ph-Wert sinkt und auch den säuerlichen Geschmack bekommt.
Heike Zeller:
Also wenn der Süßrahm bzw. die Sahne gebuttert wird, haben wir Süßrahmbutter. Wenn man nach dem Buttern noch die Kultur zugibt, ist es mildgesäuert. Und wenn man die Kultur schon vorher beigibt, dann ist es Sauerrahmbutter.
Das and ich nämlich total faszinierend, das zu lernen.
Esst ihr eigentlich in eurer Freizeit auch gerne Joghurt usw. oder sagt ihr eher „Nein, jetzt reicht’s erst mal wieder mit Käse, Joghurt und Co.?“
Sara Tafertshofer:
Ich habe davor gar nicht so viel Joghurt gegessen, nur vielleicht manchmal im Müsli. Und seitdem ich jetzt dort arbeite, mag ich es umso mehr. Ich achte auch im Supermarkt darauf. Das sind meine Produkte, die habe ich gemacht oder meine Kollegen. Das finde ich total toll, die Produkte zu kaufen und die Molkerei damit auch zu unterstützen und es schmeckt ja super. Mittlerweile mag ich Joghurt sehr gerne, es ist eines meiner Lieblingsprodukte.
Heike Zeller:
Bei dir auch? Bist du auch in der Freizeit voll der Milchjunkie?
Leonie Franke:
Auf jeden Fall. Ich höre aber auch von vielen Kollegen, dass sie nach so vielen Jahren in der Abteilung das Produkt dann nicht mehr sehen können. Das verstehe ich auch. Aber wir machen wirklich gute Sachen und ich stelle das Produkt her und esse es deswegen auch gerne.
Heike Zeller:
Wir werden jetzt auch immer an dich denken, wenn wir einen Käse essen. Finde ich super.
Ich habe gelesen, dass es in Bayern jährlich etwa hundert Absolventen gibt, was ja gar nicht so viel ist. Das heißt für mich, dass ihr eigentlich super Chancen und einen super sicheren Arbeitsplatz habt, oder?
Sara Tafertshofer:
An sich ist es für uns gut, andererseits ist es natürlich auch schade, dass nur so wenige Leute diesen Beruf machen. Es ist ja wirklich ein toller Beruf, aber viele wissen vielleicht nicht, was das ist. Bei mir war es ja so, dass ich gar nicht darüber nachgedacht hatte, dass es den überhaupt gibt. Deswegen machen wir hier jetzt auch mit, weil ich denke, dass es wichtig ist, jüngeren Leuten den Beruf näherzubringen.
Heike Zeller:
Viele möchten einen Beruf, der sie mit Sinn erfüllt und auch einen Mehrwert für die Gesellschaft bietet. Was würdet ihr für euren Beruf sagen?
Leonie Franke:
Ich sehe da einen großen Mehrwert. Wenn ich z. B. einen Joghurt mache, der vielleicht der Lieblingsjoghurt für ein Kind ist und es sich jeden Tag freut, diesen zu essen, dann erfüllt mich das auch, dass ich dem Kind diese Freude jeden Tag geben kann. Oder wie Sara schon sagte, wenn man im Supermarkt die Produkte sieht, die man selbst oder seine Kollegen hergestellt haben, ist das ein schönes Gefühl und es macht einen auch stolz.
Heike Zeller:
Gibt es denn auch Sachen, die euch an eurem Beruf stören?
Leonie Franke:
Also die Schichtarbeit ist ein Für und ein Wider. Am Anfang ist es schon hart, aber für mich ist es trotzdem positiv, weil man einen unterschiedlichen Alltag hat. Man geht einmal in der Früh und einmal am Nachmittag in die Arbeit. Deswegen würde ich die Schichtarbeit so als Mittelding nehmen.
Heike Zeller:
Als Plus und Minus eben.
Sara Tafertshofer:
Es gibt sicher viele Leute, die das vielleicht nicht können. Ich denke, das muss man ausprobieren, um zu wissen, wie es sich anfühlt, auf Schicht zu gehen. Für mich ist ein absolut positiver Grund. Ich würde auch genau deswegen weitermachen. Ich liebe Schichtarbeit. Ich finde diese Abwechslung total toll. Ich habe aber oft gehört, dass es älteren Menschen schwerfällt, den Schlaf immer wieder umzustellen. Ich glaube, es ist für manche schon ein negativer Punkt, aber wenn man das gut kann und mag, ist es auf jeden Fall ein positiver Punkt. Es kann also beides sein.
Heike Zeller:
Ihr beide habt ja gesagt, dass ihr das auch nicht von vornherein schon immer machen wolltet, aber es einfach auszuprobieren, finde ich einen guten Punkt.
Man kann ja heutzutage eine Schnupperlehre machen oder einen Tag sich das anzuschauen oder man kennt jemanden. Auch auf Social Media kann man sich informieren, wie sich der Betrieb darstellt und dort die Atmosphäre ist. Da kann man zumindest einen ersten Eindruck bekommen.
Sara Tafertshofer:
Ich rate wirklich jedem, einen Praktikumstag zu machen. Du kriegst einfach einen Einblick. Ich erinnere mich noch, als ich am Anfang gesagt habe, dass ich in einer Molkerei anfangen möchte, haben alle gesagt „Da riecht’s komisch und es ist so laut.“ Dann hatte ich auch ein bisschen Schiss, aber ehrlich gesagt, liebe ich die Gerüche. Ich mag einfach den Joghurtgeruch. Selbst bei Butter gewöhnst du dich daran. Die Lautstärke würde ich vielleicht noch ein bisschen als Nachteil sehen, aber auch daran gewöhnst du dich.
Heike Zeller:
Und es gibt Ohrstöpsel, glaube ich.
Sara Tafertshofer:
Ja, man kann sich auch welche anpassen lassen. Also es ist wirklich OK. Und wir arbeiten hauptsächlich im Maschinenraum. Da ist es auch sehr leise.
Heike Zeller:
Ich habe noch ein Sätze-vervollständigen-Spiel. Ich fange mal mit dir an:
Mein lustigstes Erlebnis in der Ausbildung war…
Sara Tafertshofer:
Mir ist letztens tatsächlich etwas Lustiges passiert. Das war mir auch ein bisschen peinlich. Ein Kollege ist in die Pause gegangen und ich sollte für ihn eine ph-Probe der Labmilch für unseren Quark nehmen. Das habe ich schon tausendmal gemacht. Ich weiß ganz genau, wo der Tank ist. Ich weiß, wie man eine Probe nimmt. Ich weiß, wie man den ph-Wert misst. Ich bin in den Keller gegangen und wollte die Probe nehmen und dann kam nur Wasser mit einer leichten Färbung heraus. Und ich habe mich gewundert, warum da keine Labmilch herauskommt. Ich stand da bestimmt für 15 Minuten und habe dann einen anderen Kollegen gefragt „Entschuldige, ich habe eine ganz dumme Frage: Warum ist das nur farbiges Wasser?“ Er schaut mich an und sagt „Sara, du bist im dritten Lehrjahr! Denk doch mal logisch. Was ist denn in dem Tank?“ Ich sagte „Ja, Labmilch.“ Ich habe es gar nicht überrissen. Dann nahm er das Beispiel aus der Schule - er kennt natürlich auch den Lehrer: „Was machst du denn beim Herrn Schmied in der Schule?“ - „Ja, Käse!“ - „Was tust du denn in die Milch?“ - „Lab“ - „Was passiert dann?“ - „Dann kommt die Molke raus…“ Dann fiel es mir plötzlich wieder ein. Die Molke hat sich abgesetzt und kam eben beim Probehahn heraus. Aber ich stand da so lange und habe es einfach nicht gecheckt. Das war mir wirklich peinlich.
Heike Zeller:
Aber ich finde auch cool, dass er dich selbst draufkommen ließ.
Sara Tafertshofer:
Das stimmt.
Heike Zeller:
Dann brauche ich ja gar nicht mehr nach dem peinlichsten Erlebnis zu fragen, oder?
Sara Tafertshofer:
Das in der Schule vielleicht?
Leonie Franke:
Ja, es war die letzte Stunde und ich war schon komplett fertig. An dem Tag war mein Hirn völlig durch. Wir haben berechnet, wie viel Energie man braucht, damit Eis zu Wasser wird. Ich saß da und habe irgendwas gerechnet. Dann sagte unser Lehrer am Ende „So, jetzt wird aus dem Eis Wasser.“ Dann kamen bei mir die Fragezeichen und ich dachte mir „Hä, das geht ja gar nicht. Wie soll denn aus Eis Wasser werden?“ Dann habe ich ihn gefragt „Wie soll denn aus Schokoeis Wasser werden?“ Ich hatte die ganze Zeit im Kopf, dass er von Eiscreme redet. Dann schauen mich alle entgeistert an und ich habe es in dem Moment auch nicht gecheckt. Das war im ersten Lehrjahr und das darf ich mir bis heute anhören.
Heike Zeller:
Ist doch gut, was in deinem Kopf so herumspukt. Ich finde, da gibt’s Schlimmeres als Schokoeis.
Leonie Franke:
Ja, eigentlich schon.
Heike Zeller:
Ist doch noch ganz gut gelaufen. Milchtechnologie ist für Quereinsteiger…
Leonie Franke:
Faszinierend vielleicht. Man muss sich vorstellen, aus Milch wird einfach Käse. Ich finde die Prozesse, wie das funktioniert… Bei uns kommt dann Kultur, Lab mit dazu. Ich finde es voll interessant, dass durch diese Zugabe aus einem flüssigen Produkt eine Konsistenz wie Wackelpudding entsteht, der dann geschnitten wird. Und durch Pressen und Wasserentzug entsteht dann einfach Käse, der dann noch reift und haltbar wird. Man kann durch kleine Veränderungen den Geschmack und die Härte verändern. Und was man auch alles aus der Milch herausholen kann, z. B. durch Filtrationen, dass man am Ende sogar wieder Wasser herausbekommt. Man kann so viele Stoffe aus der Milch gewinnen und weiterverarbeiten. Wir haben auch fast gar keine Abfallprodukte, weil wir fast alles, was nebenbei anfällt, weiterverarbeiten. Das finde ich super.
Heike Zeller:
Da haben wir auch wieder den Sinn, den wir vorhin angesprochen haben, mit der Nachhaltigkeit eines Produktes, das komplett verwertet wird. In den letzten Jahren hat z. B. auch Molkepulver an Bedeutung gewonnen durch Nahrungsergänzungsmittel usw. Das ist ja auch ein „Abfallprodukt“, aber da sind ja noch viele gute Sachen drin. Ich finde auch immer wahnsinnig faszinierend, was man alles aus Milch machen kann.
Leonie Franke:
Mein Kollege hat gesagt, dass wir Milchveredler sind. Das finde ich einfach passend, da hat er recht.
Heike Zeller:
Das finde ich auch spannend, dass es ja letztendlich eine Haltbarmachung von Milch ist, z. B. in fester Form als Käse. Wenn man sich überlegt, wie man in Bayern auf der Alm gekäst hat. Wie hättest du jetzt die Milch von da oben herunterbringen können? Das wäre viel unkommoder gewesen, als einen Laib Käse zu transportieren. Oder man sagt, dass man die Sommermilch konserviert, damit man sie im Winter essen kann. Genauso durch Säuerungsprozesse – eine Frischmilch würde schnell schlecht werden. Dann kann man sie erhitzen oder säuern, damit sie uns erhalten bleibt.
Sara Tafertshofer:
Wir haben uns auch schon überlegt, ob wir nach der Ausbildung auf die Alm gehen.
Heike Zeller:
Kann ich sehr empfehlen. Da können wir nachher noch reden.
Sara Tafertshofer:
Oh ja. Das haben wir uns wirklich überlegt. Ich glaube, es ist sehr interessant zu sehen, wie die das früher gemacht haben, also nicht nur den industriellen Prozess, sondern wie man das zu zweit auf der Alm macht. Das ist vielleicht unser Plan. Wir gehen danach sicher wieder in Molkerei zurück, aber das Frühjahr auf der Alm zu verbringen und das alles händisch zu machen, finde ich sehr interessant. Das würde ich gerne machen.
Heike Zeller:
Ich kann euch sagen, dass ihr da mit Kusshand genommen werden würdet, weil ihr eben vom Fach seid. Und gerade, wenn auf den Almen ein guter Käse herauskommen soll, sind sie dankbar für Leute, die wissen, was dahintersteckt.
Ich habe auch noch auf Alpen gearbeitet mit offenem Feuer. Das ist dann wirklich krass und nochmal eine ganz andere Nummer.
Sara Tafertshofer:
Man darf das nicht unterschätzen. Das ist sicher eine sehr anstrengende Arbeit.
Heike Zeller:
Ich glaube, wenn man Respekt davor und Lust darauf hat, ist das das Beste, was man machen kann.
Toll, wir machen noch weiter mit unserem Sätze-vervollständigen-Spiel:
Milchtechnologie eignet sich für alle, die…
Sara Tafertshofer:
Ich würde sagen, für alle, die handwerklich begabt oder engagiert sind.
Leonie Franke:
Man braucht auch technisches Verständnis. Ohne Computeranlagen funktioniert bei uns nichts mehr. Wir haben noch Kleinigkeiten, die wir noch selbst per Hand machen. Das finde ich schön, dass die noch erhalten sind.
Sara Tafertshofer:
Es braucht auch Verantwortungsbewusstsein. Man muss unbedingt wissen, was man macht. Es kann sehr viel passieren. Du kannst mit nur einem Mausklick einen ganzen Tank kaputtmachen, z. B. wenn du ihn zu früh rührst. Das kann wirklich auch für die Molkerei teuer sein, wenn du nicht sicher bist, in dem was du machst. Da kann viel passieren.
Heike Zeller:
Es ist ja andererseits auch schön, dass es wichtig und nicht egal ist, was man macht. Das ist ja auch ein gutes Gefühl.
Was würdet ihr sagen: Der Grund für eine Ausbildung in der Milchtechnologie ist…?
Leonie Franke:
Ein Grund dafür ist, dass der Beruf sehr abwechslungsreich ist. Es gibt so viele unterschiedliche Produkte, wie Joghurt, Käse, Pulver usw. und es gibt auch so viele unterschiedliche Molkereien auch in unterschiedlichen Gegenden, wo man sich auch weiterbilden kann. Ein Kollege von mir war auch im Ausland. Auch da kann man bei Molkereien schauen, wie es bei denen läuft, die vielleicht technisch noch nicht so weit sind wie wir, aber trotzdem ihre Methoden haben, die auch funktionieren.
Heike Zeller:
Super. Am Ende will ich noch den Zuschauerinnen und Zuschauern oder den Zuhörerinnen und Zuhörern mitgeben, wo man sich informieren kann. Wir haben gehört, dass ihr einen Praktikumstag gemacht habt. Es kam jemand zu euch in die Schule und hat darüber berichtet. Wo kann man sich denn informieren?
Leonie Franke:
Wir haben auch eine Instagram-Seite mit Informationen. Wir sind oft auf Messen unterwegs für Schulen oder auf Berufsbildungsmessen, wo wir unseren Stand haben und wir Azubis mit dabei sind. Ich glaube, es ist immer einfacher, Gleichaltrigen von seinen Erfahrungen zu erzählen, als wenn das ein Erwachsener macht. Wir gehen auch in Schulen und halten dort Vorträge. Da wird bei uns auch immer darauf geachtet, dass auch Azubis im ersten Lehrjahr mit noch nicht so viel Erfahrung dabei sind und nach außen tragen können, wie schön der Beruf eigentlich ist und dass es wert ist, offen zu sein und sich das einmal anzuschauen, statt von der Industrie voreingenommen zu sein.
Sara Tafertshofer:
Und jede Molkerei hat eine Homepage, auf der man sich über freie Stellen informieren kann. Oder man schaut nach, welche Molkereien es in seiner Umgebung gibt, außer man möchte vielleicht umziehen, da kann man sich sicher sehr gut informieren.
Leonie Franke:
Eine weitere gute Methode ist eventuell auch, einfach im Supermarkt auf der Rückseite seines Lieblingsproduktes zu schauen, wer das produziert und dahintersteckt und man sich das dann mal anschaut.
Heike Zeller:
Also den Beruf nach dem eigenen Geschmack dann.
Wir werden euch auch noch die Links in die Shownotes schreiben, da findet ihr das auch noch. Auch auf der Ministeriumsseite gibt es noch Informationen.
Ich würde ganz sicher nicht gerne ohne Joghurt, Milch, Käse, Butter oder Kefir leben. Auch wenn ihr da draußen vielleicht denkt „Ohne diese guten Milchprodukte mag ich nicht leben und ich möchte was Cooles machen.“, dann schaut doch mal rein. Wir haben ja auch noch andere Berufe hier in der Reihe. Da kann man vielleicht auch mal reinschauen.
Dann bleibt mir nur, euch zu danken. Ich fand es ein super spannendes Gespräch. Vielen Dank für eure Einblicke, dass ihr uns auch in die peinlichen Ecken mitgenommen habt und uns gezeigt habt, wie es in der Berufsschule und im Betrieb läuft. Vielen Dank dafür. Und wir, liebe Zuschauer, sehen uns wieder beim nächsten Podcast, wo es auch wieder um einen Grünen Beruf gehen wird. Welcher das sein wird, verraten wir natürlich noch nicht. Uns so sagen wir: Einen schönen Tag euch noch aus dem Landwirtschaftsministerium in München.
Outro:
Land.Schafft.Bayern – Der Podcast.
Eine Produktion des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.
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